Residenz 2023/24

Künstlerische Position

Künstlerische Position des Residenzjahres 2023/24 ist Susanne Kriemann.

Susanne Kriemann (*1972 in Erlangen, lebt und arbeitet in Berlin und Karlsruhe) ist Professorin für Code&Image an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe. Außerdem ist sie Mitbegründerin der Künstlerinitiative ABA in Berlin, die seit 2010 Forschung als wichtigen Bestandteil der künstlerischen Praxis untersucht und dazu selbst ein Artist in Residence-Programm betreibt.

Kriemann untersucht das Medium Fotografie im Kontext von Sozialgeschichte und archivarischer Praxis. Im erweiterten Sinne des fotografischen Dokuments begreift sie die Welt als analoges „Aufzeichnungssystem“ von menschengemachten Prozessen. Ökologische Fragestellungen stehen stets im Fokus ihrer Arbeit.

Kriemanns Arbeiten werden international ausgestellt, unter anderem im C/O Berlin, im The Wattis Institute San Francisco, im Stedelijk Museum, Amsterdam und in der Kunsthalle Winterthur. Kürzlich waren Einzelausstellungen im Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg, im Salonul de proiecte in Bukarest und im Photographic Centre, Tampere zu sehen. Dieses Jahr werden unter anderem Arbeiten im Kunst Haus Wien und auf der Diriyah Biennale gezeigt. Kriemann hat an der 3. Chennai Photo Biennale, der 4. Kyiv Biennale, der 11. Shanghai Biennale, der 10. und 11. Göteborg Biennale und der 5. Berlin Biennale teilgenommen. Darüber hinaus hatte sie Künstlerresidenzen am NTU Centre for Contemporary Art Singapur oder dem Goethe-Institut Sri-Lanka in Colombo inne. Publikationen spielen eine wichtige Rolle in ihrer künstlerischen Praxis; seit 1998 hat sie siebzehn Künstlerbücher herausgegeben.

Susanne Kriemann
Fotocredit: Mika Schwarz

Weitere Informationen: https://susannekriemann.info/

Jurybegründung

Begründung der Fachjury für Susanne Kriemann:

Im zweiten Residenzjahr des Künstler:innenprogramms der Universität Siegen in Zusammenarbeit mit dem Museum für Gegenwartskunst Siegen hat die Jury erneut beeindruckende Konzepte hinsichtlich ihrer Qualität und Vielfalt erhalten. Besonders überzeugte die Jury das künstlerische Vorhaben und Werk von Susanne Kriemann (*1972, lebt und arbeitet in Berlin und Karlsruhe). Sie ist Professorin für Code&Image an der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe und Mitbegründerin der Künstlerinitiative ABA in Berlin, die seit 2010 Forschung als wichtigen Bestandteil der künstlerischen Praxis untersucht und dazu selbst ein Artist in Residence-Programm betreibt.

Kriemann untersucht das Medium Fotografie im Kontext von Sozialgeschichte und archivarischer Praxis. Im erweiterten Sinne des fotografischen Dokuments begreift sie die Welt als analoges „Aufzeichnungssystem“ von menschengemachten Prozessen. Dies hat zu einer künstlerischen Auseinandersetzung mit Radioaktivität, Bergbau und Archäologie geführt. Die Ökologie steht dabei immer im Mittelpunkt. Die Vorstellung von kontaminierten Gebieten als riesige, lichtempfindliche Felder liefert den Schlüssel zu ihrem Verständnis von Landschaft. Eine weitere Besonderheit ist die Gewinnung von Pigmenten aus dem untersuchten Material und deren Verwendung für die Herstellung ihrer Bilder.

In Siegen möchte Kriemann mit ihrem Forschungsvorhaben „Hey Bitterkraut, dear cyborg“ (Arbeitstitel) im Austausch mit Wissenschaftler:innen der Universität Siegen und der Stadtgesellschaft einen Blick auf die großzügig angesiedelte Ruderalvegetation im Stadtraum werfen. Dabei interessieren sie die Pflanzen, die beispielsweise unter Schnellstraßen wachsen und die Menschen, die den Nutzen dieser „Cyborg-Pflanzen“ nicht erkennen. In früheren Projekten hat sich die Künstlerin bereits mit Falscher Kamille, Wilder Möhre, Bitterkraut und anderen Pflanzenarten beschäftigt, die die Fähigkeit besitzen, Schadstoffe aus dem Boden aufzunehmen und zu speichern. In ihren Arbeiten greifen analoge und digitale fotografische Prozesse ineinander und verbinden sich mit der Photosynthese. Kriemann sucht nach neuen Bildsprachen, welche die Verschmutzung unserer Umwelt und die Wechselwirkungen zwischen Mensch, Natur, Architektur und Technik sichtbar machen.

Siegen, Januar 2024

Mitglieder des internationalen externen Beirates für das Residenzjahr 2023/24 in alphabetischer Reihung:

Ellen Blumenstein
Kuratorin der HafenCity und Modellprojekt Imagine the City in Hamburg

Prof. Dr. Joseph Imorde
Professor für Theorie und Geschichte, Weißensee Kunsthochschule Berlin

Prof. Dr. Bonaventure Soh Bejeng Ndikung
Intendant am Haus der Kulturen der Welt (HKW), Berlin

Britta Peters
Künstlerische Leiterin von Urbane Künste Ruhr, Bochum

Dr. Eva Schmidt
Kuratorin und Autorin, ehemalige Direktorin des Museums für Gegenwartskunst Siegen

Joanna Warsza
Kuratorin für bildende Kunst im öffentlichen Raum, Senior Lecturer am CuratorLab an der Konstfack in Stockholm

Axel Wieder
Direktor Bergen Kunsthall, Norwegen

Mitglieder der Fachjury für das Residenzjahr 2023/24 in alphabetischer Reihung:

Prof. Mariana Castillo Deball
Professorin für Bildhauerei, Kunstakademie Münster

Jennifer Cierlitza
Geschäftsführerin und Kuratorin Kunstverein Siegen e.V.

Prof. Dr. phil. habil. Eva von Engelberg
Professorin für Architekturgeschichte, Fach Architektur der Fakultät Bildung, Architektur, Künste, Universität Siegen

Prof. Uschi Huber
Professorin für Fotografie, Fach Kunst der Fakultät Bildung, Architektur, Künste, Universität Siegen

Dr. Karin Kolb
Direktorin des Siegerlandmuseums am Oberen Schloss, Siegen

Thomas Thiel
Direktor und Geschäftsführer des Museums für Gegenwartskunst Siegen