Ausstellung „Archiv der Sorgen“ eröffnet

Das Künstlerinnenduo FORT präsentiert seine im Rahmen des Künstler:innenprogramms Artist in Residence Siegen entstandene künstlerische Arbeit in einer öffentlichen Ausstellung im Siegener Rathaus.

Die Stipendiatinnen des Künstler:innenprogramms Artist in Residence Siegen Jenny Kropp und Alberta Niemann (FORT) präsentierten erstmals die Ergebnisse ihres Residenzjahres. Die öffentliche Ausstellung im Siegener Rathaus kann noch bis zum 8. Dezember besucht werden.

„Auf schwarzen Müllsäcken sitzen fünf große Raben, die eine Unterhaltung führen. Dabei handelt es sich um Animatronics, elektronisch gesteuerte Figuren, wie man sie üblicherweise von Jahrmärkten oder Freizeitparks kennt“, beschreibt FORT seine künstlerische Arbeit. „In diesem Fall entpuppen sich die Figuren bei näherer Betrachtung jedoch als zweiflerische Zeitgenossen mit düsteren Gesprächsthemen. Mal im Monolog, mal im Gespräch miteinander, mal synchron im Chor tragen die Raben als Stellvertreter der Bürgerinnen und Bürger die gesammelten Sorgen vor. Jeder Rabe hat eine individuelle Stimme und bekommt dadurch eine Persönlichkeit, die den vorgetragenen Worten einen eigenen Charakter verleiht und in der Gesamtheit das ganze Spektrum menschlicher Ängste und Sorgen widerspiegelt.“

Auf Müllsäcken sitzende Raben. "Das Archiv der Sorgen" ist die künstlerische Arbeit des Künstlerinnenduos FORT, die im Rahmen von Artist in Residence Siegen entstand.
Archiv der Sorgen (Foto: Carsten Schmale / Universität Siegen)

Uni-Rektor Prof. Dr. Holger Burckhart freut sich über die Resonanz zum Künstler:innenprogramm: „Mir war es ein besonderes Anliegen mit dem Programm Kunst, Wissenschaft und Stadtgesellschaft zusammenzubringen. Das ist meiner Meinung nach gut gelungen und bestätigt den von uns eingeschlagenen Kurs als Bürgeruni.“

Künstlerinnenduo FORT, Stipendiatinnen 2022/23 bei Artist in Residence Siegen
Künstlerinnenduo FORT: Jenny Kropp und Alberta Niemann (Foto: Emma Adler)

Ein Jahr widmete sich das Berliner Künstlerinnenduo FORT dem Thema Angst und Sorge: „Angst und Sorge liegen in der Luft. Durch die Krisen unserer Gegenwart und den aktuellen Krieg in der Ukraine, gleich neben uns, in Europa, sehen wir als Künstlerinnen keine andere Möglichkeit als auf diese Umstände zu reagieren.“ In Zusammenarbeit mit der Universität Siegen und dem Museum für Gegenwartskunst Siegen erschlossen Jenny Kropp und Alberta Niemann ein „Archiv der Sorgen“. Dazu sammelten sie anonym über mehrere Wochen Sorgen und Ängste der Siegener Bevölkerung. Diese waren mal klar formuliert, mal diffus, verschachtelt oder einsilbig. Sie variieren von persönlichen Ängsten wie Einsamkeit, Versagen, sozialem Abstieg oder dem Verlust von geliebten Menschen über die Angst vor Krieg und Krankheit bis hin zu verspäteten Bussen oder dem Streit mit Nachbarn.

Schirmherrin Isabel Pfeiffer-Poensgen, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen a. D., lobte Programm und Künstlerinnen: „Ich freue mich sehr, dass das Künstler:innenprogramm Artist in Residence Siegen so erfolgreich gestartet ist. Mit FORT präsentieren nun zwei interessante Künstlerinnen ihr Werk mitten in der Stadt, nachdem sie in einen intensiven Austausch mit der Siegener Bevölkerung gegangen sind und deren Sorgen und Ängste gesammelt haben. Den beiden Künstlerinnen Jenny Kropp und Alberta Niemann gratuliere ich dazu herzlich.“ Das Kooperationsprojekt von Universität Siegen und Museum für Gegenwartskunst Siegen sei ein richtiger Schritt in Richtung Wissensgesellschaft und verzahne städtisches Leben, Kunst und Wissenschaft gewinnbringend miteinander. „Toll, dass das Programm so gut angenommen wurde und fortgeführt wird. Ich bin gespannt auf die weitere, schon jetzt vielversprechende Entwicklung“, so die ehemalige Landesministerin.


Der Hintergrund:

Anlässlich ihres 50-jährigen Bestehens im Jahr 2022 initiierte die Universität Siegen in Zusammenarbeit mit dem Museum für Gegenwartskunst Siegen (MGKSiegen) das Künstler:innenprogramm „Artist in Residence Siegen“. Das Programm soll die Verbindung zwischen den Bereichen Wissenschaft, Kunst und Öffentlichkeit stärken. Jährlich wird ein*e Künstler*in bzw. eine Künstler*innen-Gruppe eingeladen, in Siegen ein Kunstprojekt im öffentlichen Raum zu entwickeln. Mit unterschiedlichen Formaten soll der dabei entstehende Dialog zwischen Wissenschaft und Kunst in die Stadtgesellschaft hineingetragen werden. Künstlerische Position des Residenzjahres 2022/23 ist das Künstlerinnenduo FORT, bestehend aus Jenny Kropp und Alberta Niemann.

Die Künstlerinnen:

FORT ist ein 2008 gegründetes Künstlerinnenkollektiv, bestehend aus Alberta Niemann (*1982 in Bremen) und Jenny Kropp (*1978 in Frankfurt/Main). Zentraler Gegenstand ihres Werks sind alltägliche Objekte des privaten und öffentlichen Raums, die nachgebaut oder subtil verfremdet werden. Die Arbeiten bewegen sich dabei stets auf dem schmalen Grat zwischen dem Vertrauten und Unheimlichen, dem Ernsthaften und Humorvollen. Ganz bewusst spielt FORT mit Erinnerungs- und Sehnsuchtsbildern, in denen die Intimität des Bekannten ins Beklemmende oder Absurde transformiert wird.

Ihre Arbeiten wurden u.a. in den Kunstwerken Berlin, dem Museum of Modern Art Warschau und der Kestner Gesellschaft Hannover gezeigt und mit renommierten Stipendien und Preisen, wie dem Karl Schmidt-Rottluff Stipendium und dem Cremer-Preis ausgezeichnet. Die Künstlerinnen leben und arbeiten in Berlin.

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