Archiv der Sorgen

Wir leben in Zeiten von Krieg, atomarer Bedrohung, Aufrüstung und der Gefährdung von Demokratie. Wir leben in Zeiten von Klimawandel, Artensterben und dem Verlust von existentiellen Lebensgrundlagen. Wir leben in Zeiten von sozialer Ungleichheit, Flüchtlingskrisen, Pandemie, social distancing und Einsamkeit. Angst und Sorge liegen in der Luft.

Für das Künstler:innenprogramm Artist in Residence Siegen (AIR Siegen) widmet sich das Künstlerinnenduo FORT ein Jahr dem Thema Angst und Sorge. Wie gehen die Menschen in Siegen mit dieser Last um? Was sind Ihre konkreten Sorgen und Ängste, aber auch Hoffnungen? Sind sie bereit darüber zu sprechen und was treibt sie sonst noch um?

Das Archiv der Sorgen lädt Menschen aus Siegen ein, über kleine und große Sorgen zu berichten. Von allem Möglichen darf die Rede sein, der Angst vor Krieg, sozialem Abstieg oder Krankheit, aber auch von Einsamkeit, Liebeskummer und Falten. Hierbei geht es nicht um eine wissenschaftliche Untersuchung, es wird keine Statistiken oder konkreten Ergebnisse geben. Entstehen soll eine Sammlung verschiedenster Sorgen, die als Grundlage der Entwicklung einer künstlerischen Arbeit dienen, die im Sommer 2023 in Siegen präsentiert wird.

Ab November 2022 wird das Archiv der Sorgen mit performativen Interventionen auf sich aufmerksam machen. Eine Gruppe Menschen zieht durch die Stadt und rollt Koffer mit der Aufschrift „Archiv der Sorgen“ hinter sich her. Mal stehen sie am Bahngleis, mal laufen sie durch das Shoppingcenter oder sitzen still am Ufer der Sieg. Begleitet werden diese Aktionen von verschiedenen Plakaten im Stadtraum, die den Begriff der Sorge auf unterschiedliche Weise umkreisen und Neugierde wecken sollen.

Im Dezember wird schließlich das Archiv der Sorgen an der Oberstadtbrücke eröffnet. Dort werden vom 1. – 18. Dezember jeden Tag von 15.00 bis 20:00 Uhr große und kleine Sorgen der Siegener Bevölkerung entgegengenommen. Zudem besteht die Möglichkeit, Sorgen in einem am Stand befestigten Kummerkasten einzuwerfen, eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter zu hinterlassen oder eine Email zu schicken. Alle Sorgen werden anonym gespeichert, weder Namen noch Stimmen werden je veröffentlicht.

Sammelten Sorgen an der Oberstadtbrücke in Siegen: Jenny Kropp und Studentin Marie Holthorff

Das Projekt findet im Rahmen von AIR Siegen statt, einem Artist in Residence-Programm der Universität Siegen in Zusammenarbeit mit dem Museum für Gegenwartskunst Siegen.

Das Programm lädt Künstler:innen ein, vor Ort ein Projekt im öffentlichen Raum zu entwickeln, das aktuelle Fragen aufwirft, sich kritisch mit der gesellschaftlichen Situation auseinandersetzt und gesellschaftliche Diskurse anstößt. Das Stipendium wird von einem Lehrauftrag begleitet, der Student:innen der Universität aktiv in das Projekt einbindet.

Das Künsterinnenduo FORT wurde 2008 gegründet und besteht aus Jenny Kropp (1978 in Frankfurt am Main) und Alberta Niemann (1982 in Bremen). Ihre Arbeiten wurden in zahlreichen Museen und Kunstvereinen wie den Kunstwerken Berlin, der Kestner Gesellschaft Hannover
oder dem MoCA Taipeh gezeigt, sowie mit renommierten Preisen und Stipendien ausgezeichnet.
Die Künstlerinnen leben in Berlin.

ARCHIV DER SORGEN

01.12. – 18.12.2022
15:00 – 20:00 Uhr Oberstadtbrücke, Siegen
oder per Email & Telefon meinesorge@archivdersorgen.de 0271-7405566