Faszinierende Verbindung von Kunst, Wissenschaft und Natur im Residenzjahr 2023/24 in Siegen
Mit einem Werkstattgespräch und anschließender Diskussion ist das Residenzjahr 2023/24 mit Stipendiatin Prof. Susanne Kriemann für die breite Öffentlichkeit gestartet. Nach einer Begrüßung und der Vorstellung der Teilnehmenden durch die Leiterin des Hauses der Wissenschaft der Universität Siegen, Katja Knoche, führte Thomas Thiel, Direktor des Museums für Gegenwartskunst Siegen, in die Intention und den Ablauf des Künstler:innenprogramms „Artist in Residence Siegen“ ein. Ein Ziel sei es, universitäres und städtisches Leben mit dem Museumsraum zu verschränken und Fragen der heutigen Zeit zu behandeln. Bei der Erläuterung des zweistufigen Auswahlverfahrens sagte er zur Wahl der Künstlerin: „Uns hat ihr künstlerisches Projekt, aber auch ihr Gesamtwerk begeistert.“
Was Susanne Kriemann in ihrer Zeit in Siegen plant, stellte sie im anschließenden Vortrag vor. Sie untersucht das Medium Fotografie im Kontext von Sozialgeschichte und archivarischer Praxis. In ihren Arbeiten beschäftigt sie sich unter anderem mit radioaktiver Strahlung und den Auswirkungen menschengemachter Prozesse auf die Natur. Dabei forschte sie beispielsweise in Sachsen in einer Abraumhalde des ehemaligen Uran-Bergbaus zusammen mit Geolog:innen. Auf der Suche nach einem für ihre künstlerische Forschung geeigneten Ort sei es wichtig, „Landschaften zu besuchen, in Landschaften zu wandern und dahinter zu sehen, was auch noch da ist“, so Kriemann. So legte sie etwa durch die Urangewinnung kontaminierte Pflanzen auf fotosensitives Papier und schnitt die so entstandenen Fotografien in Stücke, die die einzelnen Pflanzenteile wie Wurzeln, Stängel oder Blütenstand zeigen. Die Pflanzen selbst wurden zu Pigmenten vermahlen und wiederum zum Druck genutzt.
Die anschließende Diskussion mit Dr. Eva Schmidt (ehem. Direktorin des MGK Siegen), Prof. Dr. Jasmin Mantilla-Contreras (Leiterin der Biologischen Station Siegen-Wittgenstein) und Susanne Kriemann moderierte Thorsten Schneider (Künstlerische Strategien im öffentlichen Raum, Universität Siegen). Interessant war hier die Betrachtung der Veränderungen von Landschaften und Natur aus verschiedenen Perspektiven. So trage Kunst zur Veränderung von Natur bei, ebenso wie wirtschaftliches Handeln. Aber auch der Erhalt bestimmter Landschaften – wie etwa der Trupbacher Heide – sei ohne menschliches Handeln nicht möglich. In Bezug auf die Arbeit von Susanne Kriemann betonte Eva Schmidt die Zusammenarbeit mit Wissenschaftler:innen als wichtige Komponente. Hier wünscht sich auch die Künstlerin in der nächsten Zeit viel Kommunikation und Austausch zwischen Wissenschaft, Kunst und Bevölkerung. Einen geeigneten Ort für ihre künstlerische Forschung im von Bergbau geprägten Siegerland zu finden, komme mitunter einer Suche nach der Nadel im Heuhaufen gleich. Doch schon jetzt habe sie spannende Orte wie die in Siegen als Monte Schlacko bekannte Schlackenhalde der ehemaligen Bremer Hütte kennengelernt.
Thorsten Schneider, Stephanie Sarah Wernet, Katja Knoche
Die öffentliche Präsentation der künstlerischen Arbeit von Susanne Kriemann in Siegen ist für Herbst 2024 geplant. Das Residenzjahr 2023/24 läuft bis einschließlich November 2024.